Auszeichnungen im Studium

Fotowettbewerb

Das Fach Geographie ist stark von sichtbaren Phänomenen geprägt und abhängig, so dass von einer Hegemonie des Visuellen gesprochen werden kann. Im Fotowettbewerb findet dieser Bezug zwischen Bildlichkeit und Geographie Beachtung.

Studierenden wird alljährlich Gelegenheit geboten, geographische Sachverhalte nicht nur theoretisch zu analysieren, sondern diesen zudem in lebensweltlichen Bezügen fotografisch nachzuspüren.

Thema 2023: "Über Leben in kritischen Zeiten"

Das Thema des diesjährigen Fotowettbewerbs ist angelehnt an den Deutschen Kongress für Geographie (DKG), der vom 19. – 23. September in Frankfurt a. M. stattfindet. In Zusammenarbeit mit dem Jungen Kongress für Geographie (JKG) sind alle Studierenden eingeladen, fotografisch den Fragen nachzuspüren, wie ein (Über-)Leben in Zukunft aussehen kann, möglich ist und gestaltet werden soll. Das Leben von Menschen und anderen Lebewesen ist in aktuellen Zeiten gekennzeichnet von vielfältigen planetaren Krisen. Krieg, Klimakrise, Artensterben, Ausbeutung und Unterdrückung sind nur einige Begriffe, die das deutlich machen. Sie bieten Anlass, strukturelle Machtverhältnisse und Ungleichheiten in den (fotografischen) Blick zu nehmen und kritisch zu beleuchten. Wo werden schon heute Effekte planetarer Krisen sichtbar? Wie kann auf diese Krisen reagiert werden? Wo zeigt sich Widerstand? Worin liegt Hoffnung?

 

Hier nun die Preisträger:

Bennett Encke | 1. Platz | Die Säulen der Erde

Die Herrschafts- und Kontrollbestrebungen über die Umwelt und ihre Naturgewalten sind nicht einfach nur eine (dunkle) Phase in der modernen Zivilisations- und Kulturgeschichte, sondern sie bilden das Fundament und die Grundlage unserer heutigen Gesellschaft. Dies steht in großer Diskrepanz zu der heutigen Vorstellung einer aus dem Gleichgewicht geratenen Natur und dem Leitbild einer Gesellschaft im Einklang mit der Natur. Jedoch vergisst man häufig, dass Städte und Siedlungen schon immer mit einer gefahrvollen Umwelt konfrontiert waren.

Die auf dem Foto gezeigten Säulen gehören zu einem von insgesamt 12 unterirdischen Speicherbecken, die Teil eines gigantischen Infrastruktursystems sind, das verhindert, dass Barcelona absäuft. Solche Systeme existieren in vielen Städten, die aufgrund ihrer geographischen Lage und Subsidenz mit extremen Abflüssen von Starkregenereignissen oder jährlicher Schneeschmelze zu kämpfen haben.

Moira Rabussière | 2. Platz | feministische t/räume

Die Demonstration, die sich an diesem 8. März erneut durch die Straßen von La Paz bewegt, hält kurz inne. Die Trommeln, die den Protest begleiten, werden lauter, die Rhythmen kraftvoller. Wie hier in Bolivien wird am internationalen feministischen Kampftag weltweit für gleiche Rechte und gegen patriarchale Gewalt protestiert, die sich mitunter in täglichen Femi(ni)ziden oder der Kriminalisierung von Abtreibung niederschlägt.

So verschieden misogyne Unterdrückung aussehen kann und so unterschiedlich feministische Widerstände auch sein mögen: Die Demonstrationen öffnen Räume der Solidarisierung und kollektiven Wut. Es ist eine Wut, die verbindet und stärkt. Und die nötig ist vor dem Hintergrund ständiger Repression, die FLINTA tagtäglich erfahren.

In Bolivien sind es diese wenigen Stunden im Jahr, in denen die Straße zum öffentlichen Raum der kollektiven Selbstermächtigung wird. Es sind Stunden des Widerstands und der Hoffnung, dass eine andere Gesellschaft möglich ist.

Nina Kruse | 3. Platz | Tipping Point

Frankfurt am Main. Zwischen Bankentürmen und überfüllten Notschlafstellen. Eine Stadt des Reichtums und der Freiheit für die einen und der Kontrolle, Verdrängung und Armut für die anderen. Wenn ich an die Zukunft dieser Stadt denke, wünsche ich mir mehr gerechte, nachhaltige Räume für Kultur, Arbeit, Erinnerung und Austausch. Die abgebildete Dondorf-Druckerei war für viele Menschen genau solch ein Ort. Dabei verdeutlicht die Hand in dem Foto wie fragil, nicht nur die Wasseroberfläche, sondern genau dieses Zusammenleben doch sein kann. Im Juli 2023 erfolgte die Räumung des Gebäudes, welches wegen seiner jüdischen Geschichte von historischer und industriekultureller Bedeutung war, jedoch nun abgerissen wird. Damit muss wie so oft das Alte dem Neuen weichen. Doch selbst in dieser kritischen Zeit lassen sich viele Menschen nicht davon abbringen weiter für den Erhalt der Dondorf-Druckerei zu kämpfen. Denn das ist was (Über-) Leben schlussendlich ausmacht – für die Hoffnung auf Zukunft zu kämpfen.