Fotowettbewerb

Thema 2021: "Wandel[n]"

Wandel[n] ist räumlich: Räume werden durchwandelt, manche Räume unterliegen stetigem Wandel, an anderen geht der "Wandel der Zeit" scheinbar spurlos vorbei. Ob der Wandel des Wetters oder des Klimas - hinter dem Begriff verbergen sich Zeitlichkeiten, die ein Fingerschnipsen oder ein Erdzeitalter dauern. Und schließlich lassen sich mit dem Begriff vielfältige Gegenstände der Geographie fassen. Von Wasser und Boden über Verhalten bis hin zu Sozialsystemen und Gesellschaften ─ unsere Welt ist im Wandel[n].

Emma Demel | 1. Platz | Am weißen Berg, Hochtaunus | 2021

Das Bild zeigt einen Abschnitt im Hochtaunus, in dem seit ich denken kann ein dichter Fichtenwald stand. Aufgrund des Klimawandels und dem mit einhergehenden Schädlingsbefall wurden mehrere Quadratkilometer Wald, unter anderem an beschriebener Stelle, gerodet. Das Bild macht mir Angst, weil ich nicht weiß, wie wir diesen Schaden reparieren sollen.

Ich bin hier aufgewachsen. Der Wald ist für mich Teil meiner Heimat. Nun schlagen wir Schneisen durch ihn, die größer sind als die Dörfer, die er versteckt hielt. Das Bild, das ich als Kind von dem Ort hatte, hat sich komplett gewandelt. Ich erkenne mein eigenes Zuhause nicht mehr. Der Käfer hat nicht nur die Borken der Bäume zerfressen, er hat sich auch in unser Herz gebohrt. Meines blutet, diese Zerstörung zu sehen, für die wir verantwortlich sind.

Ist das wirklich der Wald, den wir unseren Kindern übergeben wollen?

Anna-Larisa Hoffmann | 2. Platz | CHANGE _ CHANCE? | 2021

Jeden Morgen nach Öffnung der Wechselstube klebt Veselina Todorova neue weiße Zahlen an der ultramarinblauen Tafel auf. Der gefragteste Kurs ist Euro zu Lewa erklärt sie mir, während ich sie beim Herausfischen eines neuen Stickers aus einer vom Staub der Straße ganz dunkel gewordenen Holzbox beobachte.

Wandel in Sicht? Ja, denn die Währungsreform 2024 verspricht das langersehnte Ankommen des Balkanstaates Bulgarien im Schoß der Europäischen Union. Das Symbol der Wechselstube zeigt deshalb wie unter einem Brennglas, welche Veränderungen das junge europäische Land auch in Zukunft zu erwarten hat. Über 15 % der Bevölkerung ist nach der Regimewende abgewandert – zu groß ist die Angst vor einer Regierung, die nur Lippenbekenntnisse macht. Zurück bleiben leer gefegte Landstriche und eine aus allen Nähten platzende Hauptstadt. Der EU-Beitritt konnte diese Prozesse nicht stoppen. Doch wie sieht es unter den Vorzeichen des herannahenden Euros aus?

 

Svenja Maier | 3. Platz | Chã das Caldeiras | 2018

Die vulkanische Hochebene Chã das Caldeiras auf der kapverdischen Insel Fogo liegt am Fuße des 2829 Meter hohen Pico do Fogo. Seit 1460 wurden dort 28 Vulkanausbrüche registriert. Der Letzte zerstörte 2014/15 nicht nur die beiden einzigen Siedlungen, in denen zuvor rund 960 Menschen wohnten, sondern auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen und die lokale Weinkooperative. Obwohl der Vulkan den Bewohnern immer wieder die Lebensgrundlage entzieht, beschert er ihnen zugleich fruchtbare Böden für den Wiederaufbau. Die Menschen kehren in ihre Hochebene zurück und rekonstruieren ihre Siedlungen auf der erkalteten Lava. In nur drei Jahren entstanden eine neue Zufahrtstraße in die Caldeira sowie eine Siedlung mit Schule, Verwaltungsgebäude und einem kleinen Hotel. Der Vulkan ist untrennbares Mitglied der Dorfgemeinschaft – einer Gemeinschaft, die den sich wiederholenden Zyklus aus Wachstum, Zerstörung und Wiederaufbau annimmt und diesen unermüdlich als Chance für einen Neuanfang nutzt.