Fotowettbewerb

Thema 2019: "Hoch-Hinaus"

Tim Christ (1.Platz)

GUM ─ High End Shopping im Schatten des Kremls. Gelegen am Roten Platz im Herzen Moskaus, lag das GUM Warenhaus lange Tür an Tür mit dem Machtzentrum der kommunistischen Welt. Heutzutage steht das Kaufhaus sinnbildlich für den Wandel Russlands zu einer westlich-kapitalistischen Wirtschaftsordnung. So sind dort die gleichen Luxusboutiquen vorzufinden, welche sonst Straßen wie die Champs-Elysée oder 5th Avenue säumen. Das prunkvolle Einkaufszentrum verdeckt jedoch auch jene, von Staatsseite befeuerte, menschenrechtswidrige Prozesse welche die Bevölkerung der de-facto Autokratie Russlands polarisieren. Das Foto kann somit als Metapher für offensichtliche und verschleierte Entwicklungen des, an der Fläche gemessen, größten Landes der Erde gesehen werden.

Andrea Strehl (2.Platz)

WACHSTUMSUTOPIEN IN DER KRITIK ─ Die Urbanität in Frankfurt am Main zeichnet sich durch steil emporwachsende Hochhäuser im Stadtkern aus. Dicht aneinander gedrängt haben sich verschiedenste Institute, überwiegend Banken, in den Wolkenkratzern niedergelassen. Die Skyline dominiert das Stadtbild, die visuellen Präsenz des Bankenmarkts ist nicht wegzudenken. Aus Bürokomplexen in schwindelnder Höhe blicken Mitarbeiter auf die Köpfe der Einwohner Frankfurts hinab. Demgegenüber steht die immer lauter werdende Kritik in den Medien. Experten und Journalisten prophezeien das große Bankensterben.

Die Deutsche Bank kürzt massiv Stellen im Unternehmen, viele Angestellte fürchten um ihren Arbeitsplatz. Die EZB weist öffentliche Prognosen einer bevorstehenden Bankenkrise von sich ab. Die Standfestigkeit der Institutionen kommt ins Schwanken. Innere Strukturen werden labil, über das Gefühl finanzieller Sicherheit legen sich existenzielle Ängste. In den verspiegelten Fensterfassaden der Großstadtriesen ziehen die dunklen Schatten der Finanzlage vorbei.

Die Instabilität der momentanen Bankensituation wird in meiner Fotografie visualisiert. Die sonst kerzengeraden, massiven Gebäude biegen und verformen sich, an manchen Stellen scheinen sie auseinander zu brechen oder umzukippen. Unsichtbare Kräfte wirken von allen Seiten auf die sonst unerschütterlichen Türme. Die Situation löst Unbehagen aus. Halten die Tower der Erschütterung stand? Ursprünglich wollte die Banken in Deutschland hoch hinaus, doch wie sieht die Zukunft aus?

Märthe Ehrenbruch (3.Platz)

Das Bild entstand im Kontext der Exkursion zu Orte der Globalisierung in Hongkong. Die Fotografie zeigt Wohntürme in Tin Shui Wai, einer so genannten "New Town" etwas außerhalb von Hongkong, die erbaut wurde, um der drängenden Wohnungsnot in Hongkong und dem steigenden Bedarf an Sozialwohnungen nachzukommen. Mittlerweile sind hier mehr als 300.000 Menschen beherbergt (wobei nicht alle davon in Sozialwohnungen leben), es gibt eine große Parkanlage und mehrere Sport- und Spielplätze, der Nahverkehr erfolgt fast ausschließlich mit öffentlichen Trams und Metros, Autos waren (auch im Verhältnis) nur sehr wenige zu sehen. Die Türme auf den Fotos snd ca. 40 Stockwerke hoch.